Auch in der Presse spiegelt sich der gesellschaftliche Diskurs zum Thema wider, weshalb an dieser Stelle immer mal wieder chronologisch auf interessante und relevante Artikel aus den unterschiedlichsten Perspektiven hingewiesen sei:


Einen ganz interessanten Beitrag bietet die SĂĽddeutsche Zeitung am 01. Juni unter dem Titel „Was verunsicherte Eltern lesen sollten“. In einer Bestandsaufnahme nimmt Mirjam Hauck die FĂĽlle an Ratgebern genauer unter die Lupe, die Eltern bei einem vernĂĽnftigen Umgang mit Technik gegenĂĽber ihren Kindern helfen sollen. Denn mit dem selbstverständlichen Einzug digitaler Medien in die Familien und Haushalte werden auch Kinder frĂĽh mit der Technik und ihren Reizen konfrontiert. Die ausgewogene Nutzung und die Frage, wieviel Technik sein darf, sein kann und sein sollte stellt viele Familien vor groĂźe Herausforderungen (nicht zuletzt, wenn dann auch noch in der Schule Tablets angeschafft werden sollen). Zahllose Ratgeber versprechen hier auf ganz unterschiedliche Weise Hilfe. Dass diese durchaus auch ihre Grenzen und Skurrilitäten aufweist, zeigt der Beitrag deutlich.


In der Zeit vom 03. Juni geht dann Christine Haas der Frage nach, ob Smartphones und Tablets im Unterricht komplett verboten oder aber lieber eingebunden werden sollten. Am Beispiel zweier Schulen in Nordrhein-Westfalen zeigt sie entgegensetzte Strategien zur Nutzung von Mobiltelefonen und Tablets in der Schule auf – „Zwischen Mobbing und Medienkompetenz“.


Wenn auch wieder nur eine Randnotiz, aber für alle Schulen mit Apple-Nutzung recht wichtig, weisen die in der Südddeutschen zusammengefassten Ergebnisse der Apple-Entwicklerkonferenz vom 04. Juni doch eine deutliche Richtung in Sachen Datenschutz und Nutzung mobiler Medien auf. Apple versucht sich weiterhin als Gegenpol zu Facebook und Google zu präsentieren und baut nun Elemente zur Selbstkontrolle (Statistiken zur Nutzung des Telefons, Setzen von Zeitlimits/Zeitbudgets für bestimmte Apps) und für bessere Privatsphäre (z.B. Vollständige Blockade von Like-Buttons und Identifizierung durch Werbenetzwerke) ein. Interessant für Eltern dürfte vor allem der deutlich ausgebaute Familienmodus sein: Eltern können nun ein Zeitbudget für die Nutzung einzelner Apps geben oder zu einer bestimmten Uhrzeit den Zugriff vollständig blockieren.


In diesem Zusammenhang vollzieht Frankreich, wie die Frankfurter Rundschau am 07. Juni berichtet, einen radikalen Schritt: An Frankreichs Schulen gilt künftig ein Handyverbot. Falls dieser Vorstoß Macrons parlamentarisch gebilligt wird, ist künftig die Handynutzung in den Schulen grundsätzlich tabu, Schulen können dann nur noch über Abänderungen der Hausordnung Ausnahmen (z.B. für pädagogische Zwecke) gestatten. Zudem erhalten die Lehrer per Gesetz das Recht, die Handys von Schülern zeitweise zu beschlagnahmen, was für Rechtssicherheit sorgen soll.


Entgegen dem Vorgehen Frankreichs sollen die Medien, die kĂĽnftig einen digitale(re)n Unterricht ermöglichen, in Deutschland bewusst offen gelassen werden. Das liegt auch daran, dass der Staat sich explizit aus der Förderung von SchĂĽler-Hardware heraushalten möchte. Der Fokus geht eher in Richtung der Bereitstellung grundlegender Infrastruktur, so die Vernetzung von Bildungsinhalten. „Deutschlands Schulen und SchĂĽler sollen in die Cloud“ aus der Welt vom 08. Juni zeigt die mögliche StoĂźrichtung der Unionsfraktion zur Verwendung der vorgesehenen Gelder auf: Lernplattformen und Schul-Clouds, die auf Landesebene angesiedelt sind, sollen neben einem vergleichbaren Niveau bei der digitalen Ausstattung der Schulen eine höhere Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit von AbschlĂĽssen herstellen.


Mit einem interessanten Kommentar in der FAZ vom 10.06. bringt Melanie Möller ein Plädoyer fĂĽr die alten Sprachen in Zeiten einer „Bildungsmisere an den Schulen“ vor. In ihren Augen scheint der Politik in Bildungsfragen derzeit nicht viel einzufallen auĂźer einer euphorisch betriebenen Digitalisierung. Dabei erzeuge in ihren Augen echte Qualität mehr als neue Zahlen- und Datenspiele oder ein werbender Aktionismus fĂĽr die EinfĂĽhrung neuer Technologien. Die alten Sprachen könnten diese Funktion ĂĽbernehmen, ihre Stärkung könne die SchĂĽler fit machen fĂĽr die globalisierte digitale Welt der Gegenwart und Zukunft. Dagegen sei der Medieneinsatz im Unterricht häufig nur Augenwischerei, die Formen der Einbindung neuer Medien häufig nur an kurzfristigem Nutzen orientierte „Neue Marketingstrategien fĂĽr die alten Sprachen“.

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