Der von Politik und Gesellschaft vehement geforderte Einzug digitaler Medien in den Unterrichtsalltag – Stichworte: „Ziellinie 2020“ oder „Masterplan Digitalisierung“ – beginnt Fahrt aufzunehmen. Die auf Schülerseite schon lange selbstverständliche Nutzung von Smartphones und Tablets ist eine Realität, die in den Schulen kritisch gesehen wird. Doch es entstehen didaktische Konzepte, der Unterricht wandelt sich.

Am Theodor-Heuss-Gymnasium Göttingen werden im ML-Projekt (Multimediales Lernen) Chancen und Grenzen der neuen Technik ausgelotet, um eine fundierte Position zur künftigen Schulentwicklung im „digitalen Wandel“ zu entwickeln. Dazu gehört vor allem kontinuierlicher Austausch zum Thema.

Und so freuen wir uns, im Rahmen des ML-Projekts zu einem THG-Forum (im Theodor-Heuss-Gymnasium Göttingen, Beginn: 19 Uhr in der Aula) einladen zu können, das sich dem wenig konkreten Komplex der „Digitalisierung“ von einer ganz anderen, nämlich der neurowissenschaftlichen Seite her nähert:

„Schule im digitalen Wandel: Anmerkungen eines Hirnforschers“

mit Herrn Prof. Dr. Martin Korte (TU Braunschweig)

Memozettel, Aufgabenchecklisten oder der berühmte Knoten im Taschentuch: Wir helfen unserem Gedächtnis mit vielen unterschiedlichen Mitteln auf die Sprünge. Denn jeder Schüler lernt anders, merkt und erinnert sich anders bzw. speichert die Informationen in seinem Gedächtnis anders ab. Wie wird aber aus Information Wissen und aus Wissen Bildung? Gedächtnisprozesse im Gehirn verändern die Verschaltungen des gesamten Gehirns und damit auch die Art und Weise, mit der wir die Welt sehen – es gibt im Gehirn keine separate Festplatte, die die Informationen speichert. Hierbei werden Informationen an Kontaktstellen von Nervenzellen assoziativ abgespeichert und spielen auch Gefühle eine wichtige Rolle. Der Vortrag geht der Frage nach, was die Hirnforschung dazu sagen kann, unter welchen Bedingungen wir besonders effektiv lernen können, aber auch warum sich das Gehirn bei Erinnerungen manchmal täuscht und warum der Wissensabruf häufig so schlecht gelingt. Der Vortrag richtet sich aber auch und vor allem an die, die Wissen vermitteln:

Wie kann man Wissen effizient weitergeben?

Welche wichtige Rolle hat Bewegung für die Gehirnentwicklung und für das Lernen?

Welche Auswirkungen haben darüber hinaus digitale Medien auf das Lernverhalten von Schülern/Schülerinnen oder auf die Unterrichtsvorbereitung?


Zum Referenten:

Prof. Dr. Martin Korte (Jg. 1964) ist Professor für zelluläre Neurobiologie an der TU Braunschweig und Direktor des Zoologischen Institutes. Er studierte Biologie (Diplom) in Münster, Tübingen und an den National Institutes of Health, Bethesda, Maryland, USA, arbeitete für viele Jahre an den Max-Planck-Instituten für Hirnforschung (Frankfurt) und Neurobiologie (München-Martinsried) und habilitierte 2001 an der LMU München. Martin Korte erforscht die zellulären Grundlagen von Lernen und Gedächtnis, ebenso wie die Vorgänge des Vergessens. Er ist einer der meistzitierten deutschen zellulären Neurobiologen.

Herr Korte ist bekannt durch eine Reihe von Fernsehauftritten. Als wissenschaftlicher Berater von mehr als einem halben Dutzend Büchern und Gründungsmitglied der Jungen Akademie, die an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und an der Leopoldina zu Halle angesiedelt ist, ist er einer der profiliertesten Lernforscher in Deutschland.

Zu den Veröffentlichungen Prof. Kortes zählen u.a.:  „Wir sind Gedächtnis: Wie unsere Erinnerungen bestimmen, wer wir sind.„, DVA 2017; „Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden“, Pantheon, 2014; „Wie Kinder heute lernen„.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.