Mit dem Festlegen schulfreier Tage aufgrund des Coronavirus beginnt für alle Beteiligten der Schulgemeinschaft eine unerwartete unterrichtsfreie Zeit. Wie lange diese ausgedehnt wird, wird sich zeigen. Aber auch ohne in die Spekulationsblase einzusteigen besteht angesichts der zunehmenden Verbreitung durchaus die Möglichkeit, dass es auch zu längeren Schulschließungen als derzeit angenommen kommen könnte. Das zeigen trotz bemühter Beruhigungsrhetorik der Politik alle relevanten Simulationen und Statistiken sowie die Äußerungen des Chefvirologen der Berliner Charité, Christian Drosten: „Im Moment ist meine Einschätzung mehr, dass wir doch eine direkt durchlaufende Infektionswelle bekommen. Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird“.
Die in Deutschland seit Jahren verschleppte Digitalisierung wird im weiteren Verlauf zu den großen Schwierigkeiten beitragen, die im Falle längerer Schulschließungen auf Schulen zukommen werden, wenn dann doch seitens der Politik Unterrichtsmaßnahmen gefordert werden sollten. Ein Szenario, das angesichts des derzeitigen Reaktionsschemas der politisch Verantwortlichen in die Planungen der Einzelschulen eingehen sollte.
Darauf vorbereitet zu sein, ist ein Anliegen vieler Lehrpersonen – ob digital erfahren oder totale Anfänger. Die zahlreichen Nachfragen bei Twitter verdeutlichen das große Interesse und die enorme Motivation, aber auch den Bedarf nach Information und Fortbildung.

Weder für Lehrkräfte noch für Schüler besteht nach bisherigem Stand irgendeine Verpflichtung zum Fortführen des Unterrichts – im Gegenteil: Lediglich das kategorische Verbot von Präsenzunterricht ist in allen betroffenen Bundesländern in Rundverfügungen klar ausgedrückt worden.
Während in Bayern zahllose Schulen Unterrichtsaktivitäten direkt auf das landesweite Onlineportal / Lernmanagement-System (LMS) mebis umstellen, zeichnet sich in Niedersachsen ein anderes Bild: Der Kultusminister hat aufgrund zu unterschiedlicher digitaler Arbeitsgrundlagen an den Einzelschulen keine Anweisung zu Online-Unterricht erteilt, der Ministerpräsident sogar eher abgelehnt, um ungleiche Verhältnisse zu vermeiden. Ein landesweites LMS existiert zudem bisher gar nicht. Damit hängt die Frage der (freiwilligen) Weiterführung von Unterricht an der Einzelschule und ihren jeweiligen Bedingungen.
Interessant für viele, wie die letzten Tage zeigten: Prinzipiell wäre (freiwilliges) Unterrichten von zuhause aus schon jetzt relativ einfach umsetzbar. Sofern Schulen bereits Digitalkonzepte eingeführt und ihre Kollegien fortgebildet haben, wird es zusätzlich deutlich einfacher.
Mögliche Ansätze für umfassende digitale Lehr-Lernkonzepte finden sich in dem ersten Blogbeitrag „Schulen schließen wegen Coronavirus? – 4 Phasen / 12 Apps für Online-Unterricht“.
Doch auch ohne digitale Lehr-Lernkonzepte können Lehrkräfte bei Bedarf eine grundlegende Unterrichtsversorgung aufrechterhalten. Dafür sind zunächst einige Hinweise zu beachten, die vielleicht gerade für Kolleginnen und Kollegen in bisher nicht von Schulschließungen betroffenen Bundesländern noch hilfreich sein könnten.
Konzeption: 4 Leitlinien für Unterrichtskonzepte
Bei der Planung möglicher Unterrichtsaktivitäten in der unterrichtsfreien Zeit, sollte jeglicher Aktionismus vermieden werden. Die jetzige Situation bietet die Gelegenheit, neue Unterrichtsmodelle gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen und Schülern zu erproben und auf ihre Praxistauglichkeit zu testen. Vier Leitlinien sollten im Vorfeld beachtet werden:
- Freiwilligkeit: Unterrichtsprojekte ohne Präsenz sollten zum jetzigen Zeitpunkt mit Lerngruppen geplant werden, die freiwillig mitmachen und motiviert sind (gleiches gilt selbstverständlich für Kolleginnen und Kollegen). Das bedeutet auch, dass für die Schüler Chancengleichheit gewahrt bleiben muss – also verbindliche Inhalte erst unterrichtet werden, wenn alle Schüler im Präsenzunterricht erreicht werden.
- Schwerpunkte setzen: Alle Schüler zu versorgen erscheint zum derzeitigen Stand utopisch und ist auch nicht vorgesehen. Zunächst sollten Sie sich auf Gruppen konzentrieren, für die der Unterricht bzw. das Weiterlernen besonders hilfreich sind (z.B. Sekundarstufe II, eigene Klasse, …) oder die besondere Motivation zeigen.
- Schülerorientierung: Alle Planungen sollten von der jeweiligen Lerngruppe und ihren Voraussetzungen ausgehen. Gerade die fehlende Präsenz als Lehrperson setzt voraus, dass die Schüler ein Lernsetting erhalten, das ihren Gewohnheiten und Vorlieben entspricht. So kann selbst eine perfekt online-basiert geplante Stunde völlig schiefgehen, wenn die Schüler eigentlich nur mit einem Arbeitsblatt gerechnet hatten oder es nicht gewohnt sind, kollaborativ zu arbeiten. Genauso natürlich andersherum.
- Niedrigschwellige Zugänge: Dass Lehrkräfte ihre Schüler häufig für digital natives halten, kann im Online-Unterricht zu Frustration führen. Während technisch-methodische Fragen im Präsenzunterricht meist schnell geklärt sind, sollten die Anwendungen im Online-Tutoring intuitiv nutzbar und unmittelbar verständlich sein – das gilt sowohl für Lehrpersonen als auch für Schüler. Daher ist die Auswahl der passenden Anwendung für Live-Online-Unterricht sehr wichtig.
In einem weiteren Blogeintrag werde ich in Kürze vier häufig verwendete, niedrigschwellig nutzbare und praxiserprobte Tools für Online-Tutoring vorstellen.
Planung: 10 didaktische Hinweise
Nach den Schulschließungen, den letzten Dienstbesprechungen und dem langsamen Einpendeln im Ferienbetrieb, können Überlegungen für möglichen Fernunterricht konkretisiert werden. Es ist empfehlenswert, folgende didaktische Hinweise (ergänzte und erweiterte Zusammenstellung der PH Schwyz) zu beachten:
- Sorgen Sie für Strukturen (Beginn und Ende von Unterrichtsphasen, Abgabe von Materialien, …)
- Versuchen Sie nicht, den Präsenzunterricht 1:1 virtuell abzubilden (didaktisch ist Fernunterricht anders aufgebaut als Präsenzunterricht und technische Hürden sind zu bedenken, auch wenn Unterricht nach dem ICAP-Modell – siehe spätere Hinweise – prinzipiell ähnliche Strukturen ermöglicht)
- Erschlagen Sie die Schüler nicht mit Übungsmaterial (eine häufig zu beobachtende Tendenz in den ersten Tagen)
- Sorgen Sie für Austausch der Schüler untereinander (sofern online oder per Telefon möglich: Arbeitsaufträge in Kleingruppen)
- Lösen Sie sich von Schulfächern (projektartige, offenere Aufgaben eignen sich meist eher für Fernunterricht als fachspezifische Inhalte)
- Lassen Sie die Schüler digitale Lernprodukte herstellen
- Nutzen Sie Einwegmaterial vor allem, um weitergehende Lernprozesse anzuregen (Erklärvideos sollten mit Folgeaufträgen und Austausch der Schüler untereinander gekoppelt werden)
- Beziehen Sie ihre Schüler in die Unterrichtsplanung mit ein (Abfragen unter den Schülern – per Mail, Messenger, Online-Tools oder Schulserver – können gerade bei freiwilligem Unterrichten für hohe Motivation und Aktivierung sorgen)
- Beachten Sie bei allzu optimistischen Planungen die technischen Möglichkeiten (ggf. per vorhergehender Abfrage – nicht jeder Haushalt ist von der Bandbreite her auf Videokonferenzen vorbereitet)
- Berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung die Kenntnisse ihrer Schüler – die Annahme, alle Schüler seien digital natives, ist falsch – und verweisen Sie ggf. auf Tutorials zu neuen Tools, die Sie gerne einführen möchten (Schüler brauchen meist wenig Adaptionszeit für Anwendungen)
Vorbereitung: 5 organisatorische Maßnahmen
Oft stellt sich erst in Abwesenheit heraus, dass manche Dinge deutlich leichter im Klassenraum zu erfahren und zu organisieren gewesen wären. Das wird in der jetzigen Situation, in der politische ad hoc-Entscheidungen die Lehrkräfte vor Planungsprobleme stellen, besonders deutlich. Daher sollte man am letzten Schultag…

…spätestens eine Gruppe in einem beliebigen, gut nutzbaren Messenger gründen. Weitere Messenger neben Whatsapp, die z.B. DSGVO-konform sind, stelle ich in einem Blogbeitrag zu Whatsapp & Co. in der Schule vor.
…zusätzlich einen Schüler-E-Mail-Verteiler erstellen, um einen zweiten Kommunikationskanal zu ermöglichen und ggf. Schüler zur Nutzung von Anwendungen (wie Kahoot oder Quizlet) einfach per Mail einladen zu können.
…nochmal gemeinsam mit den Schülern klären, ob alle Zugang zum evtl. vorhandenen Schulserver bzw. Lernmanagementsystem (IServ, Moodle, schul.cloud, …) haben und dort verfügbare Angebote nutzen können.
…ggf. den Schülern noch eine von allen Erziehungsberechtigten zu unterschreibende Erklärung mitgeben, dass in der Online-Unterricht-Zeit ggf. auch Videoaufnahmen, Namensnennungen online usw. gestattet werden, um alle Möglichkeiten nutzen zu können.
…ggf. eine kurze Einführung in die vorgesehenen Unterrichtsformate geben, damit die methodischen Schwerpunkte bekannt sind, und auch gleich erste Regeln besprechen (z.B. wichtige Verhaltensregeln für Online-Konferenz-Tools).
Umsetzung – Planung von Fernunterricht in unterschiedlichen Szenarien
Auf den ersten Blogbeitrag zum Online-Unterricht erhielt ich viele Rückmeldungen,
- von KollegInnen an digital offensichtlich weit entwickelten Schulen, die gleich loslegen wollen und für die das vorgeschlagene ICAP-Modell problemlos umsetzbar ist.
- von KollegInnen, die hochmotiviert sind, sich aber in der Kürze der Zeit trotz der technischen Möglichkeiten an ihrer Schule und vor allem mangels eigener Erfahrungen und Fortbildungen nicht zutrauen, auf Online-Unterricht umzusteigen.
- von KollegInnen, denen trotz hoher Motivation sowohl die technisch-pädagogische Expertise als auch grundlegende Gelingensbedingungen an ihrer Schule fehlen (Schüler ohne Internetzugang, Eltern teilweise nicht per Mail erreichbar, …).
Das zeigt exemplarisch, wie unterschiedlich die Bedingungen an deutschen Schulen sind und vor welchen Herausforderungen Lehrpersonen stehen, wenn sie Formate für Fernunterricht ausprobieren wollen.
Was machen? Vielleicht kann eine kleine Typologie unterschiedlicher Szenarien dabei helfen, zunächst System in die völlig unterschiedlichen Voraussetzungen zu bringen: Im Folgenden sollen daher anhand dreier Szenarien häufige schulische Bedingungsfaktoren und die damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen für (Online-)Fernunterricht aufgezeigt werden. Die Kategorisierung ist zwar erfahrungsbezogen, aber wenig genau und trennscharf und dient daher lediglich der (völlig wertungsfreien) Veranschaulichung.
Szenario I: Die Gutenberg-Schule – Keine digitalen Medien vorhanden
Bedingungsanalyse: Mobile digitale Medien sind kaum vorhanden oder gar 1:1 nutzbar, ein gemeinsamer Schulserver oder ein einheitliches Lernmanagementsystem (LMS) existieren nicht, die technisch-pädagogischen Kompetenzen des Kollegiums sind unterschiedlich und manche Familien verfügen über keine digitalen Endgeräte.
Gerade aus Grundschulen kommt häufig die Rückmeldung, dass es keinerlei Möglichkeiten für digitales Lernen und Arbeiten zuhause gibt. Hier kommen klassische Konzepte zum Tragen, die sich in offeneren Unterrichtskonzepten bewährt haben:
Offene Aufgaben / „Projekt“-Aufgaben
Gerade angesichts der freiwilligen Bearbeitung bieten sich offenere oder projektähnliche Aufgaben an, die den Schülern für den gesamten Zeitraum (derzeit zunächst zwei Wochen) mitgegeben werden und ihren Arbeits- und Lernprozess strukturieren:
- Eine klare Leitfrage strukturiert den Erarbeitungsprozess
- Hinweise zu möglichen Materialien bieten Unterstützung
- Erarbeitung in Einzel- oder (falls noch möglich) Teamarbeit
- Ergebnissicherung individuell – Portfolios bieten sich hier an, ermöglichen sie doch unterschiedlichste Vorgehensweisen und dokumentieren den Lernprozess
Standard-Vorgehen: Arbeiten mit Wochenplan
Zu Beginn eines bestimmten Zeitraumes (z.B. eine Woche) erhalten die Schüler einer Klasse einen ausgedruckten Plan, dessen Aufgaben sie bis zu einem vorher vereinbarten Termin erledigen sollen. Diese Aufgaben können fachweise geplant werden (weiterführende Schule) oder sich aus den verschiedenen Fächern des Stundenplans zusammensetzen (Grundschule).
Die Schüler können dann die Aufgaben ihres Wochenplans bearbeiten. Nach der Fertigstellung einzelner Aufgaben werden diese vom Schüler selbstständig kontrolliert und auf dem Wochenplan als erledigt gekennzeichnet.
Ein großer Vorteil des Wochenplanunterrichts ist die Möglichkeit, Aufgaben und Aufgabenwege zu differenzieren. Sofern sich jeder Schüler auf unterschiedliche Art und Weise Zugang zu den Themen des Wochenplans verschaffen kann (was allerdings eine aufwendige und komplexe Struktur individualisierter Aufgaben einschließt), können Schüler individuell gefördert werden. Hat ein Schüler beispielsweise ein Lerndefizit, kann dieses durch einen individuell abgestimmten Wochenplan ausgeglichen werden.
Durch die überwiegende Selbstkontrolle anhand von Lösungsblättern eignet sich die Wochenplanarbeit sehr gut für längere Phasen des Unterrichtsentfalls.
Praxistipp: Auf dem Lehrermarktz findet man z.B. eine gute kostenlose Vorlage für einen Wochenplan für kleinere Klassen – ebenfalls ein praktisches Tool für die Erstellung von Wochenplänen ist die Website Edugenerator.
Szenario II: Die BYOD-Schule – Diverse persönliche Endgeräte
Bedingungsanalyse: Die SuS verwenden in der Schule anlassbezogen eigene oder Eltern-Laptops, Tablets, Smartphones oder zuhause Eltern-PCs. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Geräte im BYOD-Ansatz führt die Schule zahlreiche Aktivitäten auf dem zentralen Schulserver oder Lernmanagementsystem zusammen. Die technisch-pädagogischen Kompetenzen des Kollegiums sind heterogen und je nach System (Windows, Linux, Apple, Android) unterschiedlich ausgeprägt – Tendenz geht zu webbasierten Anwendungen, um den Nachteil unterschiedlicher Systeme zu kompensieren.

In diesem Szenario sind selbstverständlich die gleichen Ansätze wie in Szenario 1 möglich – offene Aufgaben und Wochenplan-Arbeit –, nur dass jetzt zwei Varianten der Erarbeitung und Ergebnissicherung in Frage kommen:
- grundlegend digital von einem beliebigen digitalen Endgerät aus
- oder, wie in der Sekundarstufe I noch häufig üblich, analoge Bearbeitung der digital zur Verfügung gestellten Materialien zum Ausdrucken.
Standard-Vorgehen: Digitale Arbeitsmaterialien mit Ergebnissicherung und Übungsaufgaben
Sowohl über die üblichen Schulserver wie beispielsweise
- IServ oder
- schul.cloud Pro
als auch integrierte Lernmanagementsysteme wie beispielsweise

- Moodle,
- itsLearning,
- oder NERDL
ist die serverbasierte Bearbeitung von digitalen Materialien direkt in der Lernumgebung möglich.
Hinzu kommt die Möglichkeit, Links auf einfache Übungsformate wie
- LearningSnacks,
- LearningApps oder auch
- Kahoot und
- Quizlet
zu integrieren und damit das einfache Wiederholen und Üben von geplanten Themenbereichen zu ermöglichen.
Prinzipiell sind je nach System auch Dialog-Formate wie kollaborative Textüberarbeitung (z.B. in IServ oder Moodle) oder Chats möglich, was auf einfachem Niveau bereits wichtige Funktionen für die Weiterführung von Unterricht bietet. Den Schülern wird hier unabhängig vom persönlichen Standort ein vollständiger Lernprozess ermöglicht. Gleiches gilt für Videokonferenzen, die unter der Voraussetzung individuellen Internetzugangs die Planung ergänzen können.
Unter den zahlreichen in der letzten Zeit diskutierten Szenarien spielen insbesondere Videokonferenzen eine immer größere Rolle. Doch gerade weniger erfahrene Lehrkräfte stehen häufig vor der Frage, welche Möglichkeiten überhaupt existieren und welche Tools man nutzen könnte. Hier eine Einführung zu drei bekannten Anwendungen, von denen insbesondere ein Tool positiv hervorsticht und mit einem Youtube-Tutorial genauer erläutert wird: Zum Beitrag „Videokonferenzen in Zeiten von Schulschließungen und Coronavirus – Zoom, Jitsi, Skype“
Die Nutzung eines vorhandenen Schulservers / Lernmanagementsystems ist in diesem Szenario insofern von Vorteil, als sie die Arbeit mit unterschiedlichsten Geräten und Betriebssystemen in einer Oberfläche ermöglichen. Die Schüler loggen sich ein, finden die Materialien bspw. in einem Kursordner, bearbeiten sie und können ggf. Übungen, die im Arbeitsblatt verlinkt sind, nutzen.
Eine kreativere und offenere Stundenplanung nach dem ICAP-Modell könnte hier angesichts der unterschiedlichen individuellen Möglichkeiten für Fernunterricht und der Kürze der Vorbereitungszeit komplizierter sein. Gerade für weniger erfahrene Lehrkräfte bietet es sich daher an, mit einfachen Langzeit-Arbeitsaufträgen im Schulsystem zu starten.
Möglichkeiten zur Weiterentwicklung
Im weiteren Verlauf können dann im Baukasten-Prinzip Tools, die im Beitrag zum ICAP-Modell vorgestellt werden, und mögliche weitere Formate (wie Tools zum kollaborativen Schreiben, Erklärvideos, …) in die Planung integriert werden.
Gerade für weniger erfahrene Lehrpersonen eignen sich einfache, aber wirkungsvolle und zielführende Tools, die systemunabhängig im Browser laufen und bereits viele Möglichkeiten bieten:

- Etherpad: einfaches kollaboratives Bearbeiten eines Dokumentes von überall.
- Padlet: digitale Leinwand, die kollaborativ bearbeitet werden kann und vielfältige Inhalte (Videos, Audios, Links, Texte, …) in einer Oberfläche anzeigt.
- Telegra.ph: Instant-Bloging-Website, auf der Schüler völlig problemlos eigene Blogs schreiben können. Hier geht es zu einem Blogbeitrag zu telegra.ph.
- Hackmd.io: einfaches kollaboratives Schreiben (inkl. Bildern)
Bob Blume hat diese einfachen ersten Ansätze in einem Blogbeitrag mit zwei Youtube-Tutorials, die sich insbesondere an weniger erfahrene Lehrkräfte richten, gut verständlich zusammengefasst.
Szenario III: Die BYOSD-Schule – Einheitliche persönliche Endgeräte im 1:1-Ansatz
Bedingungsanalyse: Einheitlich von der Schule festgelegte digitale Endgeräte sind im 1:1-Ansatz vorhanden (z.B. iPads, BYOSD-Kategorisierung nach Martin Rist) und sowohl Kollegium als auch Schüler sind mit der eingeführten App-Umgebung vertraut und inzwischen recht erfahren. Ein Schulserver oder Lernmanagementsystem führt alle schulinternen Prozesse zusammen, es wird je nach Neigung und Kenntnisstand aber auch viel mit dezentralen Apps gearbeitet. Das Kollegium ist zwar unterschiedlich technisch-pädagogisch kompetent, aber durch Fortbildungen und Unterrichtspraxis in einem einheitlichen System vertraut mit der App-Umgebung, dem Betriebssystem und den Möglichkeiten des Gerätes.

Der erste Beitrag zu den Möglichkeiten von Online-Unterricht in Zeiten von Schulschließungen skizziert mit dem ICAP-Modell und konkreten Vorschlägen für alle Unterrichtsphasen eine Form von Unterricht, die bereits sehr ausdifferenziert ist. Die in dem Beitrag beschriebenen Möglichkeiten sind am ehesten in Schulen zu verwirklichen, die bereits weitergehende Erfahrung mit digitalen Unterrichtskonzepten haben. Klar ist aber:
- Für viele Lehrpersonen wird dieses komplexe Lehr-Lernsetting unter online-Bedingungen kaum umzusetzen sein, was auch gar nicht nötig ist.
- Gerade angesichts fehlender Vorbereitungs- und Einarbeitungszeit in den Schulen werden viele Lehrpersonen erstmal einfacher und grundlegender einsteigen. Hierfür eignen sich die in Szenario 1 und 2 beschriebenen Ansätze auch hier.
- Zusätzlich Stück für Stück Bausteine mit Bezug zum ICAP-Modell zur Planung der eigenen Stunden zu verwenden, könnte dann für viele Kolleginnen und Kollegen angesichts der vorhandenen Ausstattung aller Beteiligten einen großen Reiz ausmachen.
Gerade in der Twitter-Community lassen sich unzählige Beispiele für an Schulen nun umgesetzte Modell für Fernunterricht finden, von denen ich hier fortlaufend einige Beispiele sammeln werde.
Einige exemplarische Twitter-Beiträge
Beispiel einer Wiener Schule [Alicia Bankhofer]
Oder auch am Kreisgymnasium Neuenburg
[Aktualisiert] Organisation des Unterrichts während der Corona-bedingten Schulschließung
Vor allem zeigen die Vorschläge deutlich das bereits an vielen Schulen vorhandene Potential für online durchgeführten Unterricht entlang aller Phasen des ICAP-Modells. Und hier haben BYOSD-Schulen, die zum Beispiel einheitlich festgelegte iPads, Surfaces oder Chromebooks einsetzen, einen gewissen Vorteil:
- Lehrpersonen und Schüler kennen durch die Unterrichtspraxis und die nahtlose Zusammenarbeit meist bereits zahlreiche Apps für kreative, kommunikative und kollaborative Zusammenarbeit und können diese nun produktiv nutzen
- Bei der Unterrichtsplanung ist die technische Ausgangslage seitens der Schüler für die Lehrperson völlig klar und Aktivitäten (z.B. Videoschnitt, Textverarbeitung etc.) müssen nicht differenziert geplant werden
- Das einheitliche System erleichtert auch die Fortbildungsplanung und kann deutlich effizienter wirken, wenn alle am gleichen Gerät mit dem gleichen System lernen
Wie eine konzeptionell durchgeplante Unterrichtsstunde dann aussehen könnte, soll hier anhand unterschiedlicher Anwendungsszenarien und Verlaufsbeispiele aufgezeigt werden. Diese werden im Lauf der unterrichtsfreien Zeit fortlaufend ergänzt.
Unterrichtsbeispiel
Ein erstes exemplarisches Stundenbeispiel ist eine Geschichtsstunde zu Sequenzbeginn (Grundkurs Geschichte), in der alle Phasen des ICAP-Modells Anwendung finden und neben historischen Kompetenzen auch Kreativität (Videoerstellung) und Kollaboration (Padlet) gefördert werden.


Kollegiale Zusammenarbeit: Gemeinsames Sammeln von Unterrichtsideen
Die derzeitige Situation kann und wird die Weiterentwicklung innerschulischer Professioneller Lerngemeinschaften hin zu einem regional, national und international vernetzten Persönlichen Lern-Netzwerk (PLN) einer jeden Lehrperson weiter vorantreiben. Wie Jan Vedder wunderbar zusammenfasst: Digitale Bildung meint dann die Vernetzung von Schülerinnen und Schülern und die Vernetzung von Lehrkräften. Der Einzelkämpfer und Alleinunterhalter von gestern wird zum Teamplayer, der mit Kolleginnen und Kollegen schulübergreifend im Sinne gemeinsamer Synergien zusammenarbeitet. Neue Ideen entstehen so vor allem in den PLN, die charakterisiert werden durch
- das Teilen von Ideen, Impulsen und Inspirationen,
- das Erhalten von Ideen, Impulsen und Inspirationen,
- die Nutzung von hilfreichen, spannenden und ideenreichen Blogs,
- die gegenseitige Hilfe durch Austausch, Kooperation und Kollaboration,
- die gemeinsame Arbeit an Konzepten zukünftiger Bildung.
In diesem Sinne kann das Sammeln von Unterrichtsideen für die diversen Form von Fernunterricht nur dazu beitragen, die Zusammenarbeit weiter zu fördern. In Padlets werden in der Twitter-Community erste Ideen und Ansätze oder Links zu anderen Ideensammlungen zusammengetragen, die direkt für den Online-Unterricht verwendet werden können. Vielleicht entsteht so ein großer Ideenpool für alle interessierten Lehrkräfte?
Hier geht es zu einem der zahlreichen Padlets: Padlet „Unterrichtskonzepte für Online-Unterricht“
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