In mehreren Blogbeiträgen wie z.B. im Überblick zu KI / ChatGPT in Schule und Unterricht oder im Beitrag ChatGPT im Unterricht – 25 Praxisbeispiele für ChatGPT als Lern- und Unterrichtsassistent habe ich verschiedene KI-Tools, ihre Funktionen und didaktische Ansätze für den Einsatz von KI in Schule und Unterricht vorgestellt. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich Möglichkeiten zeigen, ChatGPT datenschutzkonform im Sinne der DSGVO im Unterricht zu nutzen und dabei zugleich Plattformen zu verwenden, die uns als Lehrern bereits einiges an Einarbeitung und Anpassung abnehmen. Im Optimalfall: Von Lehrpersonen für Lehrpersonen.
Fangen wir also mit der vielleicht grundlegendsten Frage und ihrer Lösung an: Wer im Unterricht mit ChatGPT und anderen KI-Tools arbeiten möchte, steht zumeist vor dem Problem des Datenschutzes. Denn die Nutzung von ChatGPT im Unterricht ist, gerade mit minderjährigen Schülerinnen und Schülern, problematisch bzw. schlicht untersagt. Natürlich gibt es Abstufungen und Möglichkeiten – mehr dazu im Basis-Beitrag ChatGPT und der Datenschutz – Einschätzungen eines Datenschutzbeauftragten, der fortlaufend aktualisiert wird.
Inzwischen gibt es aber Plattformen, die den DSGVO-konformen Zugriff auf ChatGPT per API-Schnittstelle ermöglichen. Damit ist eine Nutzung im Unterricht ganz einfach und niedrigschwellig möglich. Und das ist eine Grundvoraussetzung für Schul- und Unterrichtsentwickelung, gerade im Bereich digitaler Lernumgebungen. Und das möchte ich hier in aller Kürze im Überblick zeigen.
fobizz KI-Tools / KI-Klassenräume im Unterricht nutzen
Mit fobizz existiert bereits seit mehreren Jahren eine Plattform für Lehrerfortbildung, die seit einiger Zeit auch zunehmend passende Tools für den Unterricht anbietet. Dazu gehört eine ganze Bandbreite an hilfreichen kleinen Funktionen, die im Unterricht sehr praktisch sein können:
Seit Anfang des Jahres 2023 ist in den fobizz-Tools auch einen API-Zugang zu ChatGPT und damit eine datenschutzkonforme ChatGPT-Nutzung enthalten. Es lassen sich einzelne Zugänge anwählen, wie z.B. die KI-Assistenz für Texte, für Bilder oder für Schrifterkennung.
Gerade für den Unterricht bietet sich aber eine andere Option ganz besonders an: Über die recht neuen fobizz-Klassenräume erhalten Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Zugang zur fobizz KI-Assistenz und können DSGVO-konform damit arbeiten. Da der Zugang über den Lehreraccount bereitgestellt wird, ist für die Anmeldung kein Name notwendig, ein Pseudonym reicht aus. Nach 24 Stunden oder 8 Tagen (je nach gewählter Option) werden alle von den Schülern erstellten Daten gelöscht, somit auch nichts gespeichert. Gerade die Option für 8 Tage ist für Schülerinnen und Schüler besonders hilfreich, um auch zuhause mit ChatGPT arbeiten zu können.
Funktionsweise von fobizz KI-Tools
- Ich als Lehrperson lege einen Klassenraum an und wähle die Tools aus, mit denen meine Schülerinnen und Schüler arbeiten sollen
- Den Zugang teile ich mit einem Link oder einem QR-Code
- Die Schülerinnen und Schüler geben ein Pseudonym ein und erhalten ihren persönlichen Zugang
- Wenn jemand den Zugang vergessen hat, kann ich diesen noch einmal versenden
- Nach 24 Stunden werden alle von den Schülerinnen und Schülern erstellten Daten gelöscht.
- Praktisch: Ich kann auch eine achttägige Dauer auswählen – meine Schüler können dann für acht Tage offen und datenschutzkonform mit ChatGPT arbeiten.
ChatGPT-Nutzung und Fortbildung – Alleinstellungsmerkmal von fobizz
Aus eigener Erfahrung (meine Schule hat eine fobizz-Lizenz für Fortbildung und Tools) kann ich berichten: fobizz ist in meinen Augen die ideale Plattform, um zwei zentrale Anliegen miteinander zu verbinden:
-
- Lehrpersonen und damit auch ihre Schüler erhalten einen datenschutzkonformen Zugang zu ChatGPT (und zukünftig sicherlich je nach weiterer Entwicklung auch anderen Modellen) und können aktiv werden, ausprobieren und im Schulalltag damit arbeiten.
- Die eigentliche Stärke von fobizz besteht in seinem riesigen Fundus an Fortbildungsangeboten, aus denen sich jede Schule eigene Fortbildungsschwerpunkte (eben nicht nur KI / Sprachmodelle) heraussuchen kann. Dass aber der Zugang zu ChatGPT mit Fortbildungen für jeden Fachbereich verknüpfbar ist, macht fobizz in meinen Augen zur idealen Plattform für die von unseren Kultusministerien geforderte Nutzung von Sprachmodellen und KI im Unterricht.
SchulKI im Unterricht nutzen
Eine weitere Plattform neben fobizz, die einen ChatGPT-Zugang datenschutzkonform anbietet, ist SchulKI. Mit schulKI lassen sich KI-Dienste (vor allem das Sprachmodell ChatGPT) sicher und für Schülerinnen und Schüler aufbereitet im Unterricht einsetzen. Die Plattform bietet einen Chat, eine Bildgenerierung und eine Aufgabenvorkontrolle, die aktuell in Entwicklung ist.
Der Chat bietet ChatGPT und Antrophic auf Wunsch auch in den neuesten Versionen an. Es lassen sich Persönlichkeiten wie Marie Curie, Albert Einstein oder auch eine Verkäuferin auf einem mittelalterlichen Markt auswählen. Als Materialgrundlage lassen sich PDFs hochladen oder direkt Fotos von Schulbüchern oder aus dem Hefter erstellen.
Ein besonderer Fokus liegt bei SchulKI wie auch bei fobizz auf dem Einsatz im Unterricht. So können die Chats auf Wunsch in einfacherer Sprache geführt oder es können explizit kompakte Antworten eingestellt werden, um verschiedene Anwendungsfälle und Fähigkeiten zu unterstützen. Der Vorschlägemodus wird derzeit in einer wissenschaftlichen Studie validiert. Eine erste Vorstudie weist darauf hin, dass diese Funktion dabei unterstützt, eine Chat-KI als Werkzeug besser anzuwenden.
Bilderstellung mit SchulKI
Interessant ist ein Verweis auf Bild-KIs und damit einhergehende Probleme: Denn aktuelle Bild-KIs reproduzieren zumeist das Schönheitsideal des Mainstreams. Das ist nicht nur dem Geschmack der Menschen geschuldet, sondern hat auch psychologische Gründe: KIs abstrahieren Gesichter und bilden so einen Durchschnitt aus tausenden Gesichtern. Zeigt man in Studien Probanden die Bilder von echten Gesichtern und von künstlichen Gesichtern, die den Durchschnitt der echten Gesichter abbilden, empfinden Probanden diese immer als besonders attraktiv.
schulKI nimmt hier laut eigener Aussage seine pädagogische Verantwortung wahr und generiert aktiv Menschen mit verschiedenen äußeren Merkmalen. So sind Menschen allen Aussehens nicht mitgemeint, sondern dargestellt.
Aufgabenkontrolle
Man merkt der Aufgabenkontrolle an, dass Sie noch entwickelt wird, aber schon jetzt hilft sie dabei Lernenden erste Rückmeldungen zu Ihren Aufgaben zu geben. Natürlich kann eine Rückmeldung durch eine KI nicht die einer Lehrkraft ersetzen, aber im Unterricht haben wir nicht die Möglichkeit allen 28 Lernenden ein wertschätzende individuelle Rückmeldung zu geben.
Freigabeschlüssel teilen
schulKI arbeitet datensparsam und vollständig datenschutzkonform. Nur Lehrkräfte benötigen ein Benutzerkonto. Die ersten Unterrichtsstunden gibt es geschenkt. Anschließend lassen sich Lernende mit einem QR-Code oder Link einladen.
Z.B. für die Unterrichtsbeobachtung lassen sich alle getätigten Eingaben der Lernenden auch im Nachgang noch nachverfolgen. Das kann auch für Schülerinnen und Schüler hilfreich sein, da diese so Ihre Chats als Quellenangabe über eindeutige Links teilen können.
Und was noch zu SchulKI?
schulKI lässt sich kostenfrei ausprobieren. Für nur 12,99€ erhält man ein Guthaben, welches sich ein ganzes Jahr für den eigenen Unterricht nutzen lässt. Für eine intensivere Nutzung können Lehrkräfte ab 4,99€ im Monat und Schulen ab 59,99€ sich aktuelle KI-Unterstützung in den Unterricht holen.
Mittlerweile nutzen laut Aussage von SchulKI Lehrkräfte an über 1.300 Schulen die Plattform. Auch Hochschulen wie die Universität Gießen setzen auf schulKI in der Lehre, aber auch Forschung. Man merkt, dass die Köpfe hinter schulKI selbst Lehrkräfte sind. So erzählte mir Julian Dorn, dass er die Plattform zunächst nur für den eigenen Unterricht und eine Fortbildung programmiert hatte, dann aber schnell auch andere Kolleginnen und Kollegen Interesse hatten. Ihm und seinem Team ist es wichtig, nicht einfach neue Technik an Schulen zu bringen, sondern auch pädagogisch und didaktisch verantwortungsvoll vorzugehen. Sie forschen daher gemeinsam mit mehreren Hochschulen, testen eingesetzte KIs sehr gründlich auf Jugendschutz und können bald gemeinsam mit der Deutschen Kinder und Jugendstiftung (dkjs) die wissenschaftlichen Ergebnisse eines deutschlandweiten Pilotversuchs zu ChatGPT im Unterricht vorstellen (Quelle: Gespräch mit Julian Dorn, 09.11.2023; alle Bilder: SchulKI 2023).
Die SchulApp – Plattform für Schulverwaltung mit ChatGPT im Unterricht nutzen
Mit DieSchulApp hat auch eine etablierte Plattform für Schulverwaltung und Lernmanagement einen API-Zugang zu ChatGPT ins Angebot aufgenommen. Das ist insofern sicherlich sehr hilfreich, als bereits viele Schulen auf die SchulApp als zentrale Plattform zurückgreifen und damit einer Zerfaserung der Plattformen vorgebeugt wird.
Über die Oberfläche von DieSchulApp lassen sich unter der Funktion ChatGPT für Schulen einfach Chatbots mit GPT-3.5 sowie mit der Premium-Variante GPT-4 nutzen. Das System kann zur Unterrichtsvorbereitung, zum Erstellen von Hausaufgaben oder Prüfungen, für Brainstorming, zum Schreiben von Elternbriefen oder zur Evaluation der Schulentwicklung verwendet werden. So ermöglicht die Schule dem eigenen Lehrerkollegium einen einfachen Zugriff und den Start in die Welt der Künstlichen Intelligenz – in diesem Fall vor allem mit der vertrauten Plattform.
Weitere Tools mit API-Zugriff auf ChatGPT
Fiete.AI – Feedback-Assistenz
Mit Fiete.AI haben Lehrpersonen schon jetzt Zugriff auf ein sehr hilfreiches Tool, das per API-Zugriff auf lernförderliches Feedback mit ChatGPT fokussiert ist (also keine Plattform wie fobizz KI-Tools oder SchulKI, ich möchte Fiete hier trotzdem vorstellen). Ich nutze Fiete insbesondere für die folgenden Tätigkeiten und kann es daher gerade zum Ausprobieren sehr empfehlen:
- Als Unterstützung der Schülerinnen und Schüler im Schreibprozess durch individuelles und gezieltes, kriterienorientiertes Feedback.
- Als sowohl im Unterricht als auch zuhause einsetzbaren Schreibbegleiter (z.B. für die Hausaufgaben aller „Schreib-„Fächer).
- Als Tool, dem als Sprachmodell vielleicht logische Schwächen inhärent sind („Halluzinieren“), das aber gerade als Sprachmodell wunderbar für sprachliche Korrekturen – also genau den frustrierenden Bereich unserer Korrektur- und Feedbackpraxis – geeignet ist und zugleich auch (zumindest in diesem ersten Praxistest) durchaus hilfreiches und präzises kriterienbezogenes Gesamtfeedback gab.
- Als Diagnosetool für Lerngruppen, das auf einen Blick Stärken und Schwächen mit Blick auf individuell festgelegte Bewertungskriterien auch optisch ansprechend und übersichtlich aufzeigt.
- Als Gesprächsanlass für die Reflexion über das Lernen mit und über KI – eine neue, aber in meinen Augen sehr wichtige Aufgabe, die künftig sicherlich in allen Fächern kontinuierlicher Begleiter des Lernens sein sollte.
Alle wichtigen Informationen zu Fiete habe ich im ausführlichen Blogbeitrag Fiete.ai – Passgenaues, lernförderliches KI-Feedback mit GPT / Sprachmodell zusammengefasst.
