Sowohl in einem Szenario länger andauernder Schulschließungen als auch langsamer Öffnung der Schulen – wie Mitte April von der Leopoldina in einem Fahrplan vorgestellt – stellen sich derzeit zentrale Fragen für die weitere Unterrichtsentwicklung (UE) nach Corona:

    • Welche Implikationen für digitale Settings lassen sich aus den gemachten Erfahrungen der letzten Wochen ableiten?
    • Welche Konzepte digitalen Lehrens und Lernens erscheint am ehesten geeignet für ein Schulsystem, dessen Lehrpersonen und Schüler unter höchst unterschiedlichen Voraussetzungen arbeiten?
    • Welche Konzepte könnten – als gemeinsamer Nenner – sowohl für die einen Entwicklungsziel, als auch für die anderen Ausgangsbasis weiterführender Planungen und Überlegungen sein?

Deutlich wird in den Empfehlungen der Leopoldina auch, dass die jetzt angestoßenen Veränderungen in eine kontinuierliche Weiterentwicklung digitaler Unterrichtskonzepte münden sollten. Das Expertengremium äußert sich am 13. April 2020 in seiner dritten Stellungnahme „Die Krise nachhaltig überwinden“ unmissverständlich: 

In der Krise wird sichtbar, wie wichtig es ist, digitale Möglichkeiten zur
Substituierung und/oder Ergänzung des Präsenzunterrichts zu entwickeln. Es gilt, den Einsatz moderner didaktischer Methoden und Mittel nach der Krise weiterzuentwickeln.

In Kürze nur drei Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus den letzten Wochen, die ich im Folgenden als Ausgangspunkt für weitere Überlegungen nutzen möchte:

    • Digitale Materialien zur Bearbeitung abzulegen, stellt für viele Kolleginnen und Kollegen eine einfache Möglichkeit dar, Übungen und Aufgaben weiter zur Verfügung stellen zu können. Gerade für digital weniger erfahrene, ggf. skeptische Lehrpersonen ein erster Einstieg, in Verbindung mit Messenger- und Videokonferenz-Anwendungen eine motivierende Entwicklungsmöglichkeit. Die Grenzen sind aber offensichtlich, die Kritik in den letzten Wochen deutlich und begründet.
    • Das Flipped Classroom-Konzept ist zwar kein Konzept für Home-Schooling, bietet aber derzeit eine hochmotivierende Perspektive für Fortbildung und Weiterentwicklung nach Corona und die Chance, Kollegien für neue Konzepte zu gewinnen.
    • Jetzt werden neue, schülerorientierte Aufgabenformate und Konzepte entwickelt und erprobt – jetzt entstehen Interesse, Motivation, Begeisterung, ist „Fehler machen und daraus lernen“ problemlos möglich – die nach Corona eine Innovationskultur in Sachen Unterrichtsentwicklung tragen könnten. Dies nicht zu nutzen, wäre ein großer Fehler.

Zentrale Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Wochen Online-Schule

Deutlich wurde in den vergangenen Wochen vor allem, dass der anfängliche Trend zu einem möglichst 1:1 den Präsenzunterricht abbildenden Online-Prozess schnell einer zentralen Erkenntnis weichen musste:

(Online-)Fernunterricht ist ein ganz eigenes Setting, das unter ganz eigenen Bedingungen auch ganz eigener didaktisch-pädagogischer Konzepte bedarf. In dem Punkt sind sich inzwischen alle Beteiligten einig. Neben all den inhaltlichen, methodischen und technischen Ansätzen sollten nach meiner Erfahrung – nach kurzem Innehalten, das in hochdynamischen Phasen manchmal schwerfällt – rückblickend und vorausschauend einige Beobachtungen das weitere Engagement bestimmen:

    1. Pädagogik ist Beziehungsarbeit – ohne digitale Medien, ohne offene Foren, E-Mail, Messenger, Videokonferenzen für persönliche (digitale) Interaktion wäre diese Ebene derzeit nicht abbildbar, der Kern ginge verloren – denn Pädagogik ist mehr als ein Arbeitsblatt. Ich denke, dass alle, die derzeit den Einsatz von Videokonferenzen begeistert befürworten, nichts mehr als die Rückkehr in den Klassenraum, das persönliche Miteinander wünschen. Dennoch könnten Videokonferenzen und Messenger auch künftig in vielen Bereichen Entlastung bringen.
    2. Digitale Medien ermöglichen individuelle Zugänge, differenzierte Lernwege und neue Unterrichtsziele – das erfahren gerade ganz viele Lehrpersonen, die digitale Tools begeistert nutzen. Und das wird den Unterricht all jener, die sich derzeit z.B. auf den drei später genannten Ebenen für ihre Schüler engagieren, (hoffentlich) nachhaltig verändern – denn Digitalisierung kann, sollte und wird mehr sein als Tools.
    3. Weniger ist mehr. Das gilt auch für Online-Aktivitäten in Zeiten von Corona und sollte auch für Unterrichtsentwicklung nach Corona gelten. Die digitale Überlastung der Schüler und Eltern sowie auch zahlreicher Lehrpersonen sollte einem fokussierten Einsatz weichen – offene Fragen, spannende Lernprojekte und kreative Aufgaben brauchen meist kein Tool-Feuerwerk.
    4. Genauso wie die Schüler sind auch größere Teile der Lehrpersonen keine digital natives, wie auch Birgit Eickelmann in ihrem Beitrag für „Impuls 2020 – Schule 2030“ ausführt. Insbesondere jüngere Lehrpersonen stehen nicht zwingend den neuen Möglichkeiten aufgeschlossener gegenüber (worauf u.a. Andreas Hofmann immer wieder hinweist). Soll sich nachhaltig etwas verändern, muss eine auf die Breite der Kollegien abzielende Schulentwicklung auf diesen kritischen Faktor Rücksicht nehmen und sowohl Schüler- als auch Lehrkräfteorientierung in einem umsichtig geplanten Schulentwicklungskonzept vereinen. Das wird eine große, aber machbare Herausforderung. Die aktuellen Entwicklungen tragen dazu bei.

Lerneffekte – was können sie für pragmatische Schul- und Unterrichtsentwicklung bedeuten?

Zunächst sollten im Rahmen einer realistischen Ausgangsanalyse ehrlich und ohne Vorbehalte Voraussetzungen und Potentiale in Schulen und Kollegien berücksichtigt werden. Es bleibt auch nach Corona bei höchst heterogenen Kollegien – aber in weiten Teilen doch mit ganz neuer Dynamik, die angesichts neuer Erfahrungen und Lerneffekte deutliche Verschiebungen in dieser Skizze bewirken könnten:

Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 1
Spannende Frage: Wie verändert sich die „Normalverteilung“ der Reaktionsgruppen derzeit in den Schulen? Versuch, eine mögliche Entwicklung darzustellen (Hauke Pölert 2020)

Je nach Stand der individuellen Schulentwicklung – nach Hans-Günter Rolff durch die drei Bereiche Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung charakterisiert (Rolff 2013, S. 14ff.) – ließe sich auf dieser Grundlage als erster Schritt für die nächsten Jahre eine gemeinsame Zielsetzung formulieren.  

Dieses Vorhaben könnte beispielsweise drei Ebenen individueller (häufig handlungsleitender) Motivation und (konkreter) Unterrichtsentwicklung – also genau die Beobachtungen der letzten Wochen aufgreifend – beinhalten. Eine dieser Ebenen nicht einseitig aus der jeweils eigenen Perspektive zu kritisieren, sondern sie als wichtige Bestandteile von Unterrichtskonzepten mit gut durchmischten unterschiedlichen Lehr-Lernformen zu begreifen, könnte ein erstes Ziel darstellen.

Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 2
Individuelle Motivation und Rahmung von Unterrichtsplanung (nicht trennscharf, beruhend auf häufigen Beobachtungen während der ersten Corona-Wochen)

Was bedeutet das konkret?

Ebene 1: Verbindlichkeit – Lehrplanorientierung

Lehrpersonen stehen immer in dem Spannungsfeld von individueller, schülerorientierter Planung sowie den verpflichtenden Lehrplänen, Curricula und Standards. Deren inhaltliche Dichte bewirkt meist eine stark durchstrukturierte Planung des Schulhalbjahres. Nicht zuletzt deshalb spielen schlüssige Sequenz- und Reihenplanungen nach wie vor eine so wichtige Rolle in der Lehramtsausbildung. Das führte dann unter den Bedingungen von Fernunterricht zu dem zunächst häufig beobachteten Effekt, die grundlegende „Wissensvermittlung“ mittels möglichst vieler Arbeitsblätter aufrecht erhalten zu wollen – in dem „guten Gefühl“, dass dann wenigstens die nach Lehrplan verpflichtenden Inhalte „abgearbeitet“ werden. Doch genau dieses Bemühen führte in den letzten Wochen häufig zu Überlastung auf allen Seiten, zumal für Eltern im Home Office, die dann noch ihre Kinder in „Homeschool“ betreuen mussten. Die Klagen füllen inzwischen sowohl Presse als auch Soziale Medien.

Während diese Ebene im Präsenzunterricht nach wie vor die Ausgangsbasis für Lehr-Lernprozessen darstellt, ist eine Erkenntnis im Fernunterricht zentral: Den Lehrplan 1:1 umsetzen zu wollen ist weder realistisch oder schülerorientiert, noch wird es den spezifischen Bedingungen von Online-Settings gerecht. Im Gegenteil, denn deren Potential liegt gerade in anderen Handlungsebenen als der reinen Wissensvermittlung nach Lehrplan (s. bspw. das MiLd-Modell von Jan Hambsch & Tobias Rodemerk).

Ein echtes Dilemma für motivierte Lehrpersonen, zumal digital weniger erfahrene – wie auch zahlreiche Rückmeldungen der letzten Wochen zeigten – denn die Curricula bleiben verbindlich, zahlreiche Schüler wünschen sich auch explizit die Vermittlung konkreter Inhalte sowie Instruktion. Und der Vorsitzendes des Lehrerverbands fordert, möglichst schnell „…wieder in die Normalspur der Lehrplanerfüllung einschwenken [zu] können“. Wie können Lehrpersonen dieses Dilemma für konstruktive Weiterentwicklung nutzen?

Der Vorschlag in der folgenden Ebene 2 könnte dieses Dilemma in eine konstruktive, an den aktuellen Herausforderungen orientierte Unterrichtsentwicklung lenken.

Ebene 2: Verbindliche Inhalte bestmöglich (schülerorientiert) gestalten – Instruktionsorientierung

Klar ist: Dass Fernunterricht unter den Bedingungen einseitiger Materialablage, folgendem Einsammeln der Resultate und ggf. noch Feedback nicht nachhaltig funktionieren kann, verdeutlichen die Erfahrungen der letzten Wochen.

Ein einfacher, manchen altbekannter, anderen völlig neuer Vorschlag: Einen pragmatischen und zugleich – zumindest in vermutlich einer Mehrzahl der deutschen Schulen – auf die Weiterentwicklung von bisherigen Unterrichtsmodellen ausgerichteten Ansatz bietet das Flipped Classroom-Konzept. Dieses setzt an einer wichtigen Säule von Wissenserwerb und Bildung an, der Instruktion, dem Lernen am Modell. Auch wenn konstruktivistisch orientierte Lernansätze andere Schwerpunkte setzen, ist sich die Bildungsforschung weitgehend einig, dass die Mischung unterschiedlicher (kognitivistischer und konstruktivistischer) Lernaktivitäten und -gelegenheiten guten Unterricht ausmacht (Vgl. Hattie 2008; Helmke 2015).

Hier setzt die Grundidee von Flipped Classroom mit Blick auf aktuelle Herausforderungen (Heterogenität, Differenzierung, Lehrplanorientierung etc.) an und fokussiert die Verbesserung von Instruktionsprozessen – allerdings mit einer Weiterentwicklung des gesamten Unterrichts und neuer Nutzung der Präsenzzeit im Klassenraum im Blick. Den Schlüssel bieten: Digitale Medien.

Wichtig zu betonen ist, dass in diesem Konzept dem persönlichen Miteinander, der sozialen Interaktion in der Schule größte Bedeutung zukommt. Online-Unterricht kann daher diesen Ansatz nicht ersetzen. So betont auch Sebastian Schmidt völlig zurecht die offensichtliche Erkenntnis, dass natürlich „Flipped Classroom kein Konzept für das Home-Schooling ist“.

Online-Unterricht kann diesen Ansatz nicht ersetzen, aber doch aufgreifen und mit Blick auf die Zeit nach Corona eine echte Entwicklungsumgebung für Lehrpersonen bieten, die ihren Unterricht auch nachhaltig schülerorientiert verändern wollen. Im Schulbetrieb ließe sich dann umsetzen, was online erprobt wurde.

flipped classroom unterrichtsentwicklung
Exemplarische Vorgehensweise im Flipped Classroom-Konzept – unter Online-Bedingungen nur ansatzweise nachvollziehbar, echte Fortbildung für post-Corona-Zeiten (mit freundlicher Genehmigung von sofatutor.com)

Genau jetzt aber Elemente des Flipped Classroom-Konzepts für hochmotivierte und engagierte Kollegien, denen gerade jetzt das Potential digitaler Medien wie selten zuvor deutlich wird, aufzugreifen, hätte für viele Lehrpersonen und ihre Schüler zahlreiche ganz konkrete Vorteile:

    • Der strukturierten Wissensvermittlung wird Raum gegeben,
    • allerdings in neuer Form durch Lern- und Erklärvideos in (digitalen) Flipped-Settings,
    • was eine individuellere und differenziertere Erarbeitung im eigenen Tempo ermöglicht,
    • bei vielen Themen den Druck von Eltern nehmen könnte, bei Übungsmaterialien ohne grundlegende einleitende Erklärung auch noch helfend zur Seite stehen zu müssen (dann aber von den Lehrpersonen entsprechende Unterstützungsangebot erfordert),
    • und den vielen bisher digital weniger erfahrenen Lehrpersonen die Möglichkeit böte, sich fortzubilden, anhand von Erklärvideos und Fokussierung auf Übung und Interaktion in Präsenzphasen Unterrichtsentwicklung anzudenken und echte Selbstwirksamkeit zu erfahren.
    • Zudem ist dieses Konzept auch für kollegiale Fortbildungsinitiativen und kollegiale Zusammenarbeit geeignet, da erfahrenere Lehrpersonen ihr Wissen bspw. in Mini-Fortbildungen weitergeben können und einmal produzierte Inhalte in Persönlichen Lernnetzwerken geteilt werden können.

Schulen, die an Unterrichtsentwicklung unter digitalen Bedingungen interessiert sind, stünde hier ein Entwicklungsinstrument zur Verfügung, das großes Potential für einige der Herausforderungen des Schulalltags bietet und digitale Medien nahtlos, zielführend und schülerorientiert in den Lehr-Lernprozess integriert. Für viele bisher skeptische oder wenig erfahrene Lehrpersonen könnte genau dieser Effekt eine zentrale Erkenntnis der unterrichtsfreien Zeit, und dann mit zunehmender Motivation und Digital-Kompetenz auch Katalysator für weitere Entwicklungen sein.

Neu und anders im (Online-)Fernunterricht: Die Präsenzphasen könnten hier – pragmatisch angepasst – in Videokonferenzen überführt werden. Dass diese keinen Ersatz für persönliches Miteinander bieten, ist offensichtlich. Ein großer Lerneffekt der letzten Wochen ist aber, dass dieses Format es zumindest ansatzweise ermöglicht, pädagogische Beziehungen aufrecht zu erhalten und – ein positiver Effekt – persönlichere Kommunikation als häufig im Klassenzimmer zu ermöglichen. So fällt auch das Feedback der Schüler bzgl. Videokonferenzen sehr positiv aus.

Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 3
Schülerfeedback nach den ersten Videokonferenzen

Als Alternativen bleiben immer noch der Kontakt über Mail, Messenger und Telefon, die jedoch jeweils für sich wieder ganz andere pädagogische Chancen und Grenzen beinhalten.

Ebene 3: Neue Möglichkeiten konsequent nutzen – 4K- und Schülerorientierung

Seine fast schon zwingende Ergänzung erhält der zuvor beschriebene relativ niedrigschwellige Anreiz zu Fortbildung und Unterrichtsentwicklung mit der dritten Säule. Diese greift schülerorientiert neue Handlungsebenen auf, deren Potential sich auch und gerade in den letzten Wochen praktisch bewährt hat.

Natürlich ist im Flipped Classroom-Modell der zweiten Entwicklungsebene vor allem Schülerorientierung ein zentraler Motivationspunkt, allerdings stehen eben doch die verbindlich zu vermittelnden Inhalte, die Instruktion im Vordergrund.

Den Gedanken, alle Planungen von den Schülern ausgehen zu lassen, ihre Motivation, Interessen, Vorlieben, Wünsche und Voraussetzungen zum zentralen Ausgangsimpuls zu machen, führt der dritte Bereich unter Nutzung aller (digitalen und analogen) Möglichkeiten konsequent fort. Für viele skeptischere, struktur- und lehrplanorientierte Lehrpersonen vielleicht eine Hürde, die sich hier in Bezug auf Haltung, Rollenverständnis und pädagogisch-technische Fähigkeiten aufbauen mag. Für viele aber auch eine große Chance, neue handlungsorientierte Ansätze zu erproben, Fehler zu machen, Feedback zu erhalten und damit automatisch erste Ideen vom Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert zu entwickeln.

Denn die digitalen Medien bieten wie selten zuvor die Möglichkeit, individuelle Lernpfade zu eröffnen, die zwar mit einer gemeinsamen Ausgangsfrage beginnen können, aber völlig unterschiedliche und am individuellen Interesse orientierte Verläufe nehmen sowie formatives vor summatives Feedback stellen.

Bewährt haben sich in den letzten Wochen in diesem Sinne Aufgabenformate, die entweder

  • persönlich motivieren und unter Lebensweltbezug (evtl. auch ganz ohne fachlichen Hintergrund) anregen, „einfach mal Dinge zu machen“, aktiv zu sein und freiwillige Lerngelegenheiten zu nutzen.

Dass dabei das Rad nicht neu erfunden werden muss, sondern der kollegialen Zusammenarbeit in Persönlichen Lernnetzwerken (PLN) keine Grenzen gesetzt sind, zeigt das folgende Challenge-Beispiel: Aus Zeitmangel direkt vom Kollegen (Marc Straußfeld / @feld_strauss) aus dem #twitterlehrerzimmer übernommen – und von den Schülern am nächsten Tag begeistert angenommen. Ein gutes Beispiel für kollegial zur Verfügung gestellte OER (Open Educational Ressources) im PLN via Twitter.

Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 4
Beispiel für Challenge-Aufgaben (Original: @feld_strauss), die den SuS (immer noch)viel Spaß macht

oder – schon eher für echte Lernaufgaben –

  • eine offene (fachspezifische oder fächerübergreifende) Frage-/Problemstellung beinhalten,
  • die (intrinsisch) motiviert, der Sache kritisch auf den Grund zu gehen,
  • unter Nutzung aller Möglichkeiten der digitalen und analogen Medien kreativ zu arbeiten,
  • mit anderen zusammen zu denken, zu lernen und kollaborativ zu arbeiten
  • und die eigenen Ergebnisse – mit Blick auf den eigenen Lern- und Arbeitsprozess – reflektiert zu kommunizieren.
Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 5
Beispiel für eine mit den SuS entwickelte, offene Lernaufgabe (über Padlet organisiert)

Zwischenstand April 2020: Impulse und Motivation für pragmatische Entwicklung nutzen!

Mit diesen drei Ebenen erhalten Lehrpersonen auch für die Zeit nach Corona Handlungsfelder, die für jedes der unterschiedlichen Kenntnis-, Interessen- und Motivationsniveaus Ansatzpunkte für individuelle und kollegiumsinterne Entwicklung bieten. Auf dieser Grundlage lassen sich drei einfache Entwicklungsziele definieren:

Motivation und Handlungsfelder Unterricht Digital (Hauke Pölert)
Handlungsfelder für Unterrichtsentwicklung: Beobachtungen während der Corona-Zeit und Möglichkeiten für konkrete, schüler- und lehrkräfteorientierte Entwicklungsmöglichkeiten (Hauke Pölert)
  1. Wenn einfache digitale Aufgabenformate und die Arbeit mit digitalen Medien für die Planung, Vorbereitung und Durchführung (Ebene 1) von Unterricht generell keine größere Herausforderung mehr darstellen, können neue Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden.
  2. Die für viele ganz neue Form des Flipped Classroom-Konzepts (Ebene 2) bietet Ansätze für echte Unterrichtsentwicklung (Instruktionsprozesse, Differenzierung, Fortbildung), die gerade kritischeren Kolleginnen und Kollegen nach den aktuellen Erfahrungen unmittelbar schlüssig erscheinen.
  3. Wer einmal von den Möglichkeiten der digitalen Medien begeistert ist, wird irgendwann mit Freude deren Potential für offene, digitale Arbeitsformen nutzen (Ebene 3) und vor diesem Hintergrund vielleicht mit dem 4K-Modell den eigenen Unterricht, auch unter in Frage stellen bisheriger Raum-, Zeit- und Instruktionskonzepte, grundlegend überdenken.
Erfahrungen & Lernen aus den Corona-Schulschließungen – Beobachtungen und Ansätze für eine pragmatische, schüler- und lehrkräfteorientierte Unterrichtsentwicklung 6
Exemplarische Motivationsentwicklung: Vom „Einfach mal irgendwie weitermachen“ zum „Neue Konzepte entwickeln – digitale Medien zielführend nutzen – Unterricht weiterentwickeln“ (Hauke Pölert)

Dieser hier vorgeschlagene „Baukasten Unterrichtsentwicklung“ beinhaltet daher kombinierbare Elemente, die in zahlreichen Kollegien eine Perspektive für digitale Unterrichtskonzepte während und nach Corona bieten könnten. Jede Lehrperson könnte auf ihrer eigenen Ebene einsteigen und die große Fortbildungschance des Jahres 2020 nutzen. Dabei behält dieser auf den eigenen Beobachtungen und Erfahrungen der letzten Wochen beruhende Vorschlag sowohl die Rahmung des Schulsystems, neue schülerorientierte Möglichkeiten als auch den Fortbildungsbedarf höchst heterogener Kollegien im Blick.

Wie gesagt:

Das wird für viele eine große Herausforderung.

Aber sie ist machbar.

Die aktuellen Entwicklungen tragen maßgeblich dazu bei.


Weitere Beiträge zur Blogparade hier im Forum 3weeks2learn

Weitere Perspektiven, Vorschläge und Positionen im Forum „Impuls 2020 – Schule 2030“

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.