In diesem Beitrag möchte ich – möglichst unabhängig von der Diskussion um „das beste“ Betriebssystem für die Schulen – auf einige Punkte eingehen, die mir als eigentlich überzeugtem Windows-Nutzer in der Unterrichtspraxis schnell zeigten, warum (zumindest aus meiner Sicht) an Apple im Bildungsbereich derzeit kein Weg vorbeiführt. Das kann und sollte sich ändern! Aber gerade in der Projektphase sind das Sammeln konkreter Anforderungen und spezifische Pro- und Contra-Argumente wichtig für die Entscheidung zugunsten eines Systems. Da sich meine Erfahrungen im 1:1-Ansatz mit Tablets auf iOS und das iPad beschränken, ich ansonsten nur gelegentliche Einblicke in die Arbeit mit anderen Systemen (bspw. Microsoft Surface-Books aus unserem Schulpool) erhalte, wären auch die Eindrücke der Nutzer anderer Systeme interessant. Damit entspricht diese Ideensammlung einer ersten Bestandsaufnahme der Arbeit mit den iPads, privat/schulisch seit 2,5 Jahren genutzt – im 1:1-Ansatz seit August 2017.

Für alle Interessierten hier eine Zusammenfassung von fünf wichtigen Aspekten, die bei der grundlegenden Entscheidung einer Schule zum Tragen kommen:

Nahtlose Nutzung durch Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen – AppleTV / AirDrop / Apple Classroom

Der (teilweise) große Nachteil von Apple – nämlich auf ein System und die Produkte und Apps dieses Systems festgelegt zu sein – ist zugleich ein großer Vorteil. Denn das Apple-System ist in sich abgestimmt. Die entsprechende Hardware – wie zum Beispiel AppleTV zur drahtlosen Bildübertragung auf den Beamer, der ApplePencil zum flüssigen Schreiben auf dem iPad oder auch von Apple zertifizierte Produkte wie der USB-Stick für PC und iPad „SanDisk iXpand“ – funktionieren praktisch fehlerfrei. Langwieriges Einrichten und Konfigurieren, wie von anderen Systemen bekannt, gibt es hier nicht.

Zudem funktioniert die Kommunikation der Geräte untereinander nach Apple-Standards wie AirDrop praktisch fehlerfrei – innerhalb weniger Sekunden sind nun Arbeitsblätter ausgeteilt oder Ergebnisse untereinander verschickt. Mit der Classroom-App bietet Apple zudem die bisher einzige verlässliche Lösung zur Klassenverwaltung im Unterricht – die Schülergeräte sind eingebunden in einen „virtuellen Klassenraum“, über den sich die Geräte für Unterrichtszwecke steuern und verwalten sowie in ihrer Funktionalität begrenzen lassen. Vor allem aber lässt sich mittels dieser App zielführend im Unterricht arbeiten: Webseiten zentral öffnen, Arbeitsgruppen bilden, bestimmte Apps öffnen oder die Klasse zu einer benötigten Quelle verweisen – all das ist unkompliziert möglich.

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Das sind zwei entscheidende Faktoren für Bildungseinrichtungen, für die bei einem festen Kontingent an Lehrzeit die Zuverlässigkeit und intuitive Nutzung von benötigter Hardware einen kritischen Zeit- und die zielgerichtete Nutzung der Geräte im Unterricht einen wichtigen Disziplin-Faktor darstellen. Wird dies erfüllt, kann der Fokus unter Nutzung der Möglichkeiten des neuen Mediums deutlich auf den Lehrinhalten bleiben. Dies gilt natürlich für beide Seiten – Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte – und ist ein wichtiges positives Merkmal der Apple-Systeme in der Schulpraxis.

Schnelle Lerneffekte durch intuitive Nutzung von iOS / iPad

Häufig für Nutzer anderer Systeme (wie Microsoft Windows) zunächst fremd und gewöhnungsbedürftig, sind doch nach aller Erfahrung die Lerneffekte bei der Bedienung insbesondere beim Apple-Betriebssystem sehr hoch. Das liegt maßgeblich an der einfacheren Dateistruktur von iOS – das Grundsystem beschränkt sich auf zentral zusammengefasste grundlegende Einstellungen (alle zu finden unter „Einstellungen“), alle weiteren Optionen werden direkt in den Apps eingestellt, die absolut isoliert und getrennt voneinander arbeiten. Im Unterricht sind eigentlich nur zwei Schaltflächen – nämlich der „Teilen“-Button der jeweiligen App und das „Kontrollzentrum“ von iOS – von größter Bedeutung: Mit dem einen werden in der App Ergebnisse abgelegt, verschickt oder auch in anderen Apps geöffnet, mit dem anderen werden alle wichtigen Systemfunktionen (wie AirPlay, AirDrop, WLAN, Bluetooth etc.) gesteuert.

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Neben der einfachen Einarbeitung für Apple-Neulinge ist zudem zu beachten, dass das iPhone und das iPad auf dem gleichen Betriebssystem aufbauen und ein Großteil der Apps auf iPhone wie iPad läuft – damit ist aber vielen Nutzern ganz unbewusst das iPad sofort vertraut, was auch bei vielen Schülerinnen und Schülern häufig eine ganz nahtlose Arbeit mit dem Tablet ermöglicht.

Hohe Zuverlässigkeit und kaum Abstürze bei iOS

Im Gegensatz zu anderen Systemen gibt es bei Apple in der Regel keine Systemabstürze (zudem eine extrem geringe Viren-Anfälligkeit im Vergleich zu Microsoft oder Google), was maßgeblich an der oben genannten Trennung von Betriebssystem und App liegt. Existieren kleine Fehler in Apps, die zu einem Absturz führen, werden diese i.d.R. schnell durch Updates behoben. Aus eigener Erfahrungen kann ich nach 2,5 Jahren Nutzung des iPads im Unterricht – ganz ohne Übertreibung – noch von keinem Absturz berichten. Weder bei den Schülergeräten noch bei mir als Lehrer. Das verhindert Frust auf allen Seiten und sorgt für ein nahtloses Arbeiten im Unterricht – gefördert auch durch den extrem schnellen und akkuschonenden Standby-Modus der iPads. Ein Knopfdruck und das iPad ist sofort arbeitsbereit – wegen des geringen Akkuverbrauchs kann das Tablet permanent in diesem Modus gehalten und muss nicht ausgeschaltet werden. Damit können die Geräte wie ein Schulheft ein- und ausgepackt oder genutzt und weggelegt werden, ohne das dies größeren Aufwand verursachen würde.

Damit gehören lange Ladezeiten zu Unterrichtsbeginn, Abstürze bei der Gerätenutzung & Aufhängen des Gerätes (wie gerade von Windows-Geräten in der Schule permanent berichtet) sowie aufwändige Konfigurationen von Software und Hardware der Vergangenheit an – das Tablet kann ganz simpel und ad hoc mit allen seinen Möglichkeiten auch für kurze Arbeitsphasen als Medium genutzt werden und steht nicht mehr im Zentrum der Planung.

Hoher Werterhalt und gute Wiederverkaufskonditionen von Apple iPads

Ein Argument, das berechtigterweise häufig genannt wird, wenn es um die Anschaffung von Tablets als Unterrichtsmedium geht, sind die hohen Kosten.

Zukünftig wird hier sicherlich Erleichterung geschaffen, wenn bspw. Taschenrechner und elektronische Wörterbücher entfallen sowie die Kopierkosten stark sinken – allerdings ist dies noch nicht der kalkulierbare Zustand an den Schulen, sondern die Geräte werden zusätzlich angeschafft.

Umso wichtiger ist es daher im Sinne aller Beteiligten, die finanziellen Belastungen so gering wie möglich zu halten. Auch dieser Punkt spricht, z.B. bei einem elternfinanzierten 1:1-Ansatz, für iPads als Unterrichtsmedium, sofern die Grundentscheidung für Tablets getroffen ist. Denn Apple-Produkte bieten, gerade im Vergleich zu Geräten anderer Marken, einen hohen Werterhalt. Auch nach 3-5 Jahren Nutzung können so bspw. iPads noch zu guten Preisen, einen entsprechenden Zustand vorausgesetzt, verkauft werden. Damit reduzieren sich in der Gesamtkalkulation die Kosten, da iPads nach 3-5 Jahren Nutzung nicht abgeschrieben werden müssen. Eine Nebenaspekt, der aber bei grundlegenden Entscheidungen durchaus von Bedeutung sein sollte.

Schlüssiges Schulkonzept („Apple Education“) erleichtert Digitalisierung in Schule und Unterricht

Klar ist, dass die großen drei Konzerne – Microsoft, Google und Apple – mit Macht in den Bildungsmarkt drängen. War gerade unter den Bedingungen der 1990er- und 2000er-Jahre noch Microsoft mit seiner Office-Lösung und dem Internet Explorer das führende System in den Schulen, erobern nun Apple (in Europa) und auch Google (verstärkt in den USA) mit ihren Angeboten für Bildungseinrichtungen mehr und mehr Anteile – und das nicht ohne Grund.

Insbesondere Apple bietet mit seinem „Apple Education“-Programm sehr günstige und einfach umzusetzende Bedingungen für Bildungseinrichtungen, die dem Angebot anderer Anbieter weit überlegen sind. Dies gilt auch für das Weiterbildungsangebot für Lehrkräfte.

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Zudem erhalten Schülerinnen und Schüler wie Lehrkräfte im Education-Programm erhebliche Nachlässe von i.d.R. 50% auf den Normalpreis auf alle angebotenen Apps, während z.B. das Microsoft Office – Paket für iOS (mit Word, Powerpoint, Excel) für alle iPads unter 10 Zoll Bildschirmdiagonale sowieso kostenlos zur Verfügung steht, genauso wie das Apple Office – Paket (mit Pages, Keynote und Numbers).



Mit dem kritischen Bewusstsein, dass es sich gerade bei dem letztgenannten Punkt natürlich um klassische Marketing-Instrumente handelt, bieten sich den Schulen, die von den Schulträgern bisher bei der Umsetzung der politischen Forderungen weitgehend allein gelassen werden, dennoch gute und nützliche Möglichkeiten bei der Umsetzung eines Tabletkonzepts. Apple ist und bleibt vorerst führend in diesem Bereich – wie sich aus der Praxiserfahrung heraus nur bestätigen lässt. Zuverlässige Hardware und ein einheitliches System, absturzfreies und flüssiges Arbeiten, die Zusammenarbeit der Schülerinnen und Schüler untereinander mit dem neuen Medium (danke AirDrop-Standard und Bluetooth) sind gewichtige Faktoren bei der Entscheidung für einen der Hersteller.

Genauso wie für alle anderen Hersteller gilt, dass eine solche Entscheidung vor allem erst nach kritischer Diskussion aller entscheidenden Grundlagen-Faktoren wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechte oder auch Markennutzung und Marken-Gewöhnung im Schulumfeld fallen sollte.

3 Kommentare

  1. Mich stören immer noch die limitierten Möglichkeiten von IOS (Programmierung), die fehlende bzw. suboptimale optionale Tastatur und die Kosten, die den Eltern aufgebürdet werden. Allerdings ist die zentrale Administration tatsächlich einfacher gelöst als bei Microsoft und das Zusammenspiel aller Komponenten ist besser als bei ChromeOS, zumal bei letzterem vieles noch sehr neu ist, teilweise gibt es die Dokumentation nur auf Englisch und Spanisch.
    Andereseits gibt es in Deutschland immer noch 5M Haushalte ohne Internet-Flat (von 41,5M Haushalten), was in meinen Augen unverantwortlich von Eltern ist, die Unterstützung bei der Hardwareauswahl ist mager (wenn im Fernsehen Eltern vorgestellt werden, denen mindestens ein 1000€ Laptop empfohlen wird und die daran verzweifeln – aua).
    Es gibt neben Infrastruktur und Personal an Schulen und der Weiterbildung von Lehrern noch viele Baustellen.

  2. Das Problem ist das „Pad´s “ immer zu klein sind. Die von vielen geforderte Medienkompetenz bekommt man damit nicht hin. Gehen Sie durch die Straße und fragen in Geschäften nach ob sie die Buchführung oder die Rechnungserstellung e.t.c. auf „Pad´s“ erstellen. Schreiben lernen für den Beruf geht nun mal nur über Tastatur. Fragen Sie auch nach den Betriebssystemen. Dann wissen Sie was Kinder brauchen um IT-Kompetenz zu erlangen. Vielen Dank auch für die vielen Kinder viel zu früh dann auch eine Brille brauchen weil 10Zoll zu klein ist.

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