In mehreren Blogbeiträgen wie z.B. im Überblick zu KI / ChatGPT in Schule und Unterricht oder im Beitrag ChatGPT im Unterricht – 25 Praxisbeispiele für ChatGPT als Lern- und Unterrichtsassistent habe ich verschiedene KI-Tools, ihre Funktionen und didaktische Ansätze für den Einsatz von KI in Schule und Unterricht vorgestellt. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich eine Art Werkstattbericht eröffnen, den ich immer wieder aktualisiere und in dem ich über meine Erfahrungen berichte: Welche kleinen und großen Tools oder Plattformen haben sich im Unterricht bewährt, welche Neuentwicklungen sind gerade besonders spannend? Welche für den Unterricht und die Schule im Allgemeinen hilfreichen Funktionen bieten diese?
Aktuell ist sowohl für Lehrpersonen als auch Schülerinnen und Schüler eine Ebene besonders spannend: Die ganz einfache, konkret auf den Lernprozess bezogene und eher niedrigschwellig-kleinschrittige Nutzung eines KI-Tools wie ChatGPT für das eigene Lernen (oder Lehren).

Klar ist auch, dass wir uns gerade ganz am Anfang einer Entwicklung befinden, die erst in der näheren Zukunft so richtig an Fahrt aufnehmen wird. Und deshalb ist es besonders spannend, diese Entwicklung konstruktiv zu begleiten, sich kontinuierlich fortzubilden und neue Möglichkeiten ganz ohne Druck oder Hype-Mentalität zu entdecken und auszuprobieren.
Grundlagen-Beiträge zu ChatGPT
Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden, auch wenn gerade alle parallel ChatGPT und andere neue KI-Tools ausprobieren. Und da „KI-Tools“ in der Schulpraxis momentan zumeist ChatGPT bedeutet – und auch diese Sammlung sicherlich zunächst sehr GPT-lastig sein wird – hier zunächst einige hilfreiche Beiträge für Lehrpersonen, die eher allgemeindidaktisch tolle Tipps und Tricks und vor allem gute Prompts (Eingaben / Befehle / Aufforderungen an ChatGPT) für weniger erfahrene User bieten:
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- Jan-Martin Klinge: 10 Möglichkeiten, die KI chatGPT in der Schule einzusetzen
- Manuel Flick: ChatGPT im Unterricht und Lehreralltag – 15 Ideen und Einsatzmöglichkeiten
- Jan Vedder / Studypoint Teacher: Großartiger Gratis-Selbstlernkurs „ChatGPT in der Schule“ – sehr empfehlenswert!
- Beat D. Honegger: ChatGPT & Schule
Und weiter geht es mit KI-Tools, die momentan in Schule und Unterricht besonders interessant sind…
#1 fobizz KI-Tools & GPTSchule – GPT datenschutzkonform in der Schule nutzen
Fangen wir mit der vielleicht grundlegendsten Frage und ihrer Lösung an: Wer im Unterricht mit ChatGPT und anderen KI-Tools arbeiten möchte, steht zumeist vor dem Problem des Datenschutzes. Denn die Nutzung von ChatGPT im Unterricht ist, gerade mit minderjährigen Schülerinnen und Schülern, problematisch bzw. schlicht untersagt. Natürlich gibt es Abstufungen und Möglichkeiten – mehr dazu im Basis-Beitrag ChatGPT und der Datenschutz – Einschätzungen eines Datenschutzbeauftragten.
Inzwischen gibt es aber Plattformen, die den DSGVO-konformen Zugriff auf ChatGPT per API-Schnittstelle ermöglichen. Damit ist eine Nutzung im Unterricht ganz einfach und niedrigschwellig möglich, wie ich hier kurz zeigen möchte:
Über die recht neuen fobizz-Klassenräume erhalten Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Zugang zur schon länger verfügbaren fobizz KI-Assistenz und können DSGVO-konform damit arbeiten. Da der Zugang über den Lehreraccount bereitgestellt wird, ist für die Anmeldung ist kein Name notwendig, ein Pseudonym reicht aus. Nach 24 Stunden werden alle von den Schülern erstellten Daten gelöscht, somit auch nichts gespeichert.
So funktioniert der Zugriff:
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- Ich als Lehrperson lege einen Klassenraum an und wähle die Tools aus, mit denen meine Schülerinnen und Schüler arbeiten sollen
- Den Zugang teile ich mit einem Link oder einem QR-Code
- Die Schülerinnen und Schüler geben ein Pseudonym ein und erhalten ihren persönlichen Zugang
- Wenn jemand den Zugang vergessen hat, kann ich diesen noch einmal versenden
- Nach 24 Stunden werden alle von den Schülerinnen und Schülern erstellten Daten gelöscht.
![Praxiserprobte KI-Tools für Schule und Unterricht - ChatGPT & Co. - Werkstattbericht [17.05.2023] 2](https://unterrichten.digital/wp-content/uploads/2023/05/Ashampoo_Snap_Mittwoch-24.-Mai-2023_20h19m14s-1024x445.png)
Ähnlich einfach funktioniert GPTSchule, das ebenfalls per API-Schnittstelle einen DSGVO-konformen Zugang zu ChatGPT ermöglicht. Dieses ebenfalls kostenpflichtige Angebot (nach Gratis-Testphase) könnte für Schulen oder Lehrpersonen interessant sein, die keinen fobizz-Zugang haben und einfach mal die Möglichkeiten von ChatGPT im Unterricht austesten wollen. Das Angebot wurde von Lehrpersonen aus Sachsen entwickelt und richtet sich gezielt an Schulen. GPTSchule bietet aber auch nur den Zugriff auf ChatGPT und keine weiterführenden Tools für den Unterricht oder Fortbildungen wie die fobizz-Plattform.
Fobizz bietet auch immer wieder Fortbildungen / Webinare zum Einstieg in die KI-Klassenräume an – mehr Informationen dazu auf der fobizz-Website.
#2 SlidesGPT – Präsentationen zu jedem Thema erstellen
Wem die Ausgabeformate von ChatGPT etwas zu eintönig und wenig strukturiert erscheinen, für den könnte SlidesGPT interessant sein: Nach Eingabe eines beliebigen Themas erhält man innerhalb weniger Minuten eine fertige Präsentation (Text: ChatGPT; Fotos: Stockphotos) inklusive unterstützender Moderatorennotizen. Die Präsentationen werden kostenlos erstellt und können direkt im Browser angezeigt werden. Alternativ ist auch eine Weiterbearbeitung in MS Powerpoint oder Google Slides möglich – dann wird allerdings ein Pay per Download von 2,50$ aufgerufen, was sich je nach Thema und Bedeutung der Präsentation evtl. lohnen kann.
Generell ist zu sagen, dass die Ergebnisse durchaus umfassend sind und breite Überblicke zum Thema, die zumeist zahlreiche Unterthemen umfassen und von der Systematik her zumeist präzise und stringent strukturiert sind, entstehen. Ich persönlich würde keine der Präsentationen 1:1 nutzen, aber gerade als
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- Brainstorming,
- Themenüberblick,
- Stichworthilfe,
- Grundstrukturierung oder auch einfach nur
- Starthilfe in ein Thema
eignen sich die SlidesGPT-Präsentationen mit ihrer schnellen und unkomplizierten Erstellung ideal. Im Unterricht macht es auch einfach Spaß, zu beliebigen Themenstellungen nebenher eine Präsentation zu generieren und dann mit dem eigenen Vorwissen abzugleichen, im Seminarfach auch zum Üben von Spontanpräsentationen (Powerpoint-Karaoke).
Dabei sollten aber immer die inhaltlichen Schwächen eines Sprachmodells (LLM) beachtet werden, die Überblicke bleiben zumeist recht allgemein. Auch passen die zugeordneten Fotos teilweise nicht zu den Inhalten – hier ist besondere Vorsicht geboten, was aber zugleich auch einen guten Ansatz für kritische Überprüfung im Unterricht darstellt. Diese Punkte und wie SlidesGPT funktioniert zeige ich auch im Youtube-Tutorial:
#3 ChatPDF & PDFgear – mit PDF-Dokumenten chatten
ChatPDF ist ein Tool, mit dem User mit ihren PDF-Dokumenten vergleichbar zu ChatGPT interagieren können. Das Tool analysiert die PDF-Datei, um einen semantischen Index zu erstellen und formuliert zunächst eine Kurzzusammenfassung und drei automatisch generierte, besonders zum Inhalt des Dokuments passende Fragen. Damit lassen sich schnell Informationen aus großen PDF-Dateien extrahieren, z. B. aus Handbüchern, Aufsätzen, Verträgen, Büchern und Forschungsarbeiten. Die Daten werden „in einem sicheren Cloud-Speicher“ gespeichert und nach 7 Tagen gelöscht – mehr Angaben erhalten User allerdings auch nicht zum Verbleib ihrer Dokumente.
![Praxiserprobte KI-Tools für Schule und Unterricht - ChatGPT & Co. - Werkstattbericht [17.05.2023] 4](https://unterrichten.digital/wp-content/uploads/2023/05/Ashampoo_Snap_Mittwoch-17.-Mai-2023_17h53m45s.png)
ChatPDF war das erste Tool dieser Art, dass einen Chat mit einem PDF-Dokument ermöglichte und sorgte dementsprechend für Furore. Inzwischen gibt es aber weitere Tools, die per ChatGPT-API diese Möglichkeit bieten – und hier möchte ich unbedingt noch PDFgear vorstellen.
Denn PDFgear ist sowieso schon mein Favorit, wenn es um die Arbeit mit PDFs geht. Unzählige Möglichkeiten zum Editieren und Konvertieren von PDFs bieten sich, sodass eigentlich keine Wünsche offen bleiben – und nun kann PDFgear auch mit Dokumenten per ChatGPT-API chatten. Alles also in einer Oberfläche. Und das Beste: PDFgear verarbeitet problemlos auch gescannte Dokumente, was ChatPDF nicht kann. Das Tool lohnt unbedingt einen Blick!
In einem Youtube-Tutorial habe ich einen kleinen Überblick über die Funktionen von PDFgear zusammengestellt:
#4 EditGPT – praktische Chrome-Erweiterung für Textüberarbeitung in ChatGPT
Für die Textüberarbeitung (Fehlerkorrektur und inhaltliche Überarbeitung) eignet sich ChatGPT als Sprachmodell schon recht gut. Viele Beispiele dazu finden sich auch in den letzten Blogbeiträgen:
Doch gerade für die Textüberarbeitung eignet sich ChatGPT letztlich nur bedingt, da Verbesserungen und Veränderungen nicht angezeigt, sondern direkt in einen fertigen Text eingearbeitet werden. Hier sind andere Tools wie Grammarly oder Language Tool deutlich im Vorteil.
Mit einer Chrome-Erweiterung wie EditGPT (kostenlos) können nun Textveränderungen ganz leicht sichtbar gemacht und angenommen oder auch abgelehnt werden. Ein praktisches Tool für die Textüberarbeitung, das einen Blick lohnt. Im Youtube-Tutorial zeige ich, wie es funktioniert: